Parabelhaft

Parabelhaft
Michael Rückl, Mediendesign & Medientechnik

Die Waldkapelle „Alter Herrgott“ südlich von Neualbenreuth und östlich des Ringelfelsen (Rinnlstein) stammt aus dem 17. Jahrhundert. Sie steht an einer alten „Wegspinne“ von wo aus alle umliegende Orte und auch untergegangene Siedlungen über direkte Wege zu erreichen sind und waren. Ursprung für die Kapelle war ein altes hölzernes Wegkreuz an gleicher Stelle.

Erbaut wurde die Kapelle zuerst in hölzerner Ausführung im Jahr 1676 durch Kapitänleutnant Magnus Bartels nach einem Gelübde. Dies ist nachzulesen auf einem Votivbild, das sich im Inneren der Kapelle befindet. Der nicht historisch belegbaren Stiftungslegende nach hatte Bartels sich in der Wildnis verirrt. Beim Hereinbrechen der Nacht schlug er sein Lager auf, um am nächsten Tag weiterzuziehen. Als er einschlief, hatte er jedoch einen Traum, in dem sein Anwesen samt seiner Familie von einem Brand heimgesucht wurde. In seiner Not rief er den „alten Herrgott“ an und gelobte den Bau einer Kapelle, wenn dieser ihn aus dem Wald herausführe. Daraufhin sei ihm ein weißer Hirsch mit einem Licht im Geweih erschienen, der ihn aus dem Wald geführt habe.

Erst 1694 entstand die gemauerte Kapelle in ihrer jetzigen Form.

Die Altherrgott-Legende um die Hilfe in der Notsituation des Verirrens, verbirgt parabelhaft eine tiefe Weisheit:
GOTT VATER MÖGE HELFEN, DEN GUTEN, DEN RECHTEN LEBENSWEG ZU FINDEN.

Magnus Bartels war der Neffe des Obristen „Johann Bartels von Wendern“ bei Bärnau. Dieser hatte 1649 vom Kurfürst Maximilian I. von Bayern für seine Verdienste im 30jährigen Krieg das Wenderner Lehen erhalten. Magnus Bartels war Offizier (Kornett/Kapitänleutnant) im Bartel’schen Reiterregiment. Er wohnte anfangs im Schlossgut in Wendern und zuletzt bis zu seinem plötzlichen und mysteriösem Tod 1678 in Neualbenreuth. Eine etwas verkleinerte Kopie des „Alten Herrgott“ steht seit 1993 im Pfarrwald in der Nähe von Wendern.

Harald Fähnrich hat in seinem 1996 erschienen Buch „Alter Herrgott“ interessante historische Fakten und Zusammenhänge beschrieben, die Aufschluss geben wie die Zeit vor über 300 Jahren zu verstehen ist und was zur Entstehung des ursprünglichen Wegkreuzes, der Kapelle und der Legende geführt haben kann.

Am 6. Juli 1846 wurde Mähring von einem schweren Unwetter heimgesucht. Die Mähringer gelobten daraufhin, immer am ersten Juliwochenende eine Fußwallfahrt zur Kapelle „Alter Herrgott“. Dieses Gelübde wird bis heute eingehalten.

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