„Georg der Märtyrer“
Ein Patron der Wanderer

Märtyrer, Nothelfer – Gedenktag: 23. April

  • im 3. Jahrhundert in Kappadokien in der Türkei (?)
    † 305 (?) in Lydda / Diospolis, heute Lod in Israel
Fresko in der Basilius geweihten Kapelle im Kirchental in Göreme
Fresko in der Basilius geweihten Kapelle im Kirchental in Göreme

Viele Legenden ranken sich um Georg; zwei frühen syrischen Kircheninschriften zufolge starb Georg in Lydda – dem heutigen Lod in Israel -, damals auch Diospolis genannt, den Märtyrertod. Gleiches besagt auch ein Kanon von Papst Gelasius I. aus dem Jahr 494, der Georg als verehrungswürdige Gestalt erwähnt. Andere Quellen geben Nikomedia – das heutige Ízmit in der Türkei – als Todesort an.

Märtyrerlegenden kennen einen Bischof Georg von Alexandria, der nach zahllosen Martyrien immer wieder vom Erzengel Michael zum Leben erweckt wurde. Andere Legenden berichten von einem Georg, der unter einem Perserkönig Datian in Melitene – dem heutigen Battalgazi nahe Malatya in der Türkei – litt; in späteren Legenden wird der Peiniger als Richter Dacian vorgestellt, der die Martern Georgs unter Diokletian veranlasste. In einer Vision soll Jesus selbst ihm ein sieben Jahre andauerndes Martyrium vorausgesagt haben, wobei er dreimal sterben und auferstehen werde. Einmal sollen ihm 60 Nägel gleichzeitig in den Kopf geschlagen worden sein.

Jacopo Robusti Tintoretto: Georg und der Drache, 1560, National Gallery in London
Jacopo Robusti Tintoretto: Georg und der Drache, 1560, National Gallery in London

Besondere Berühmtheit erlangte die Legende vom Kampf des Ritters Georg mit einem Drachen, der in einem See vor der Stadt Silena in Lybia – dem heutigen Qabīlat Sīlīn bei Al Khums oder Cyrene – dem heutigen Shahhat in Libyen (?) – hauste und die Stadt mit seinem Gifthauch verpestete. Die Einwohner mussten ihm täglich Lämmer opfern, um seinen Grimm zu stillen. Als keine Tiere mehr aufzutreiben waren, wurden die Söhne und Töchter geopfert. Eines Tages traf das Los die Königstochter – die als Verkörperung der Kirche gelten kann -, die nach herzzerreißendem Abschied von den Eltern an den See vor der Stadt ging. Da erschien Georg, nachdem er alle Martern überstanden hatte, gevierteilt worden war und von denCherubim mit Michael wieder zum Leben und zu herrlicher Schönheit gebracht worden war. Als der Drache auftauchte, schwang Georg mit dem Zeichen des Kreuzes die Lanze und durchbohrte das Untier, das zu Boden stürzte. Er veranlasste die Königstochter, den Drachen mit ihrem Gürtel in die Stadt zu ziehen, wo alle die Flucht ergreifen wollten. Georg versprach, den Drachen zu töten, wenn die Leute sich zu Christus bekehrten. Er erschlug den Drachen, vier Paar Ochsen mussten das gewaltige Gewicht des Drachen aus der Stadt schleppen, der König ließ sich daraufhin mit allem Volk taufen. Diese Schilderung entspricht der Georgsdichtung aus dem 12. Jahrhundert, die die Rolle des Helden betont, der die Kreuzfahrer unterstützt. Hier kommen Demetrius und Theodor als seine Brüder vor, die ihm in einer älteren Überlieferung zur Seite stehen und neben Georg die meistverehrten Heiligen der Ostkirche sind. Hinzuweisen ist auch auf die ältesten, in der Georgslegende wieder auftauchenden, Vorstellungen von der heldenhaften Bekämpfung und Befreiung aus der Drachengewalt des Bösen durch ein neues Bewußtsein.

J.A.M. Zwolle: Kupferstich, 15. Jahrhundert, Grafische Sammlung Albertina in Wien
J.A.M. Zwolle: Kupferstich, 15. Jahrhundert, Grafische Sammlung Albertina in Wien

Hier setzt die – auch Ambrosius bekannte – ältere Legende ein, der zufolge Georg erleben musste, wie viele Bekehrte durch die Verfolgungen unter den Kaisern Diokletian und Maximian wieder ungläubig wurden. Er legte sein ritterliches Kleid ab, gab sein Gut den Armen und trat mitten unters Volk mit den Worten: Alle Heidengötter sind böse Geister, unser Herr aber hat Himmel und Erde erschaffen. Da ließ ihn der Richter Dacian greifen, mit Nägeln blutig reißen und ihm Salz in die Wunden reiben. Im Gefängnis wurde Georg von Christus getröstet und gestärkt. Ein Zauberer sollte ihn mit einem Giftbecher bezwingen, aber Georg machte das Kreuzzeichen über dem Trank und erlitt keinen Schaden, der Zauberer bekehrte sich und wurde enthauptet. Georg wurde aufs Rad geflochten, stieg aber unversehrt herab; auch aus einem Kessel mit siedendem Blei ging er unverletzt hervor. Georg war nun bereit zu tun, was der Richter begehrte. Dieser rief das Volk zusammen, Georg kniete und betete, Feuer fiel vom Himmel und verbrannte Tempel, Götzenbilder und Priester, die Erde aber tat sich auf und verschlang alle Trümmer. Da ließ der Richter Georg von Pferden durch die Stadt schleifen und schließlich enthaupten.
Auf die Reinbot-Dichtung geht die häufige Bezeichnung der Königstochter als Margarete zurück, nach ältester Tradition auf die Kaiserin Alexandra bezogen, die nach der Enthauptung von Engeln im Himmel den neuen Namen erhielt. Zusätzlich erzählt die Legenda Aurea, wie Georg in weißer Rüstung den Kreuzrittern vor Jerusalem erschien: von Gott zur Erde zurück geschickt, habe er sie unterstützt, die Sarazenen zu erschlagen und Jerusalem zu erobern. Diese Darstellung bildet die Grundlage der Georgsritter-Bruderschaften.

Ikone aus Wysokie in der Slowakei, 15. - 16. Jahrhundert: Georg tötet den Drachen, während Martha ihn schon gezähmt und ans Halsband genommen hat und dafür die Krone erhielt, im Stadtmuseum der Region Przemysl in Polen
Ikone aus Wysokie in der Slowakei, 15. – 16. Jahrhundert: Georg tötet den Drachen, während Martha ihn schon gezähmt und ans Halsband genommen hat und dafür die Krone erhielt, im Stadtmuseum der Region Przemysl in Polen

Die Georgs-Legende gehört zu dem spätantiken Legendenkreis der Märtyrer vom unzerstörbaren Leben, die die christliche Auferstehungshoffnung thematisieren, so auch bei Katharina von Alexandria oder Julittamit Quiricus. Die Verehrung begann im 4. Jahrhundert in Arabien, Syrien und Palästina; in Lydda – dem heutigen Lod in Israel – wurde ihm eine Kirche geweiht, die um 525 bezeugt ist und seine angeblichen Reliquien besaß. Die erste Legende entstand wohl gegen Ende des 4. Jahrhunderts; eine Identifizierung mit dem historischen Bischof Georg von Alexandria, der 357 – 361 und Anhänger des Arianismus war, ist unhaltbar. In Byzanz – dem heutigen Ístanbul – wurde er schon bald als Großmärtyrer und Nothelfer, spätestens 525 auch als Soldaten- und Adelsheiliger mit der Ehrenbezeichnung Bannerträger verehrt. 812 verbot Patriarch Nikephoros I. die Legende in der Version mit Perserkönig Datian, die fortan nur noch volkstümlich verbreitet wurde; die Kirche erzählte vom Martyrium unter Diokletian. Im 11. Jahrhundert – im Westen ein Jahrhundert später – setzte sich die Drachenlegende durch. Georg ist Landespatron von Äthiopien und heißt in der Landessprache Amharisch Giyorgis; in der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche wird der 23. Tag eines jeden Monats des Äthiopischen Kalenders Giyorgis genannt. Die Weihe der Kirche inKiew fand 1051 – 1054 statt und wird in der orthodoxen Kirche als eigener Gedenktag begangen.
In den Westen kam der Kult durch zwei lateinische Übersetzungen der Legende wohl im 5. Jahrhundert, im 8. Jahrhundert entstand in Rom eine dritte Variante, eine weitere im Merowingerreich. In der Spätantike gab es ihm geweihte Kirchen in Soissons und Metz, Regensburg, Alzey und Mainz. Im 9. Jahrhundert intensivierte sich die Verehrung mit dem althochdeutschen Georgslied und der Übertragung der Kopfreliquie ins Kloster Oberzell auf der Insel Reichenau im Jahr 896 durch Bischof Hatto von Mainz. Der Adel der Ottonen weihte Georg Kirchen, z. B. in Limburg an der Lahn, ebenso taten es die Přemysliden, z. B. in Prag. Kaiser Heinrich II. weihte ihm den Ostchor seines Doms in Bamberg, die Dom-Kanonikernannten sich ab 1014 Fratres S. Georgii und führten ihn ab 1097 als Drachentöter im Siegel.Großen Aufschwung erhielt Georg im Westen durch die Kreuzfahrer; ihnen verhalf er angeblich 1099 bei Antiochia – dem heutigen Antakya / Hatay – auf einem weißen Pferd reitend zum Sieg über die Muslime. Robert von Flandern gründete als Teilnehmer am Kreuzzug ein Georg geweihtes Kloster in Anchin – im heutigen Pecquencourt mit einer Armreliquie aus Byzanz. Georg wurde zum Symbol der Ritterlichkeit, besonders in England. Im Jahr 1222 ernannte die Synode von Oxford den Namenstag des Heiligen zum nationalen Feiertag. Er war persönlicher Schutzpatron von Kreuzzugsteilnehmer Richard Löwenherz und Schutzpatron des englischen Königreichs sowie des berühmten Hosenbandordens, obwohl keinerlei historische Bezüge zwischen dem Heiligen und dem angelsächsischen Raum existieren. Otto von Wittelsbach ließ um 1245 ein Epos als Ritterroman schreiben durch Reinbot, Kaiser Maximilian I. erklärte ihn zu seinem Haus- und Sippenheiligen. 1521 kamen Reliquien auch nach Toulouse.

Die engste Stelle der Dardanellen in Çanakkale
Die engste Stelle der Dardanellen in Çanakkale

Georg wurde unter die 14 Nothelfer aufgenommen, damit erhielt die Verehrung auch im breiten Volk großen Aufschwung. Der Georgstag war in der Landwirtschaft ein wichtiger Tag: Dienstboten konnten auf diesen Tag wechseln, Zinsen waren an diesem Tag zu bezahlen. Pferde wurden an diesem Tag gesegnet, verbreitet sind noch heute Pferdeumritte. Dort, wo am Georgstag die Sonne aufgeht, ist nach alter Tradition in Mitteleuropa Osten. V.a. in Norddeutschland wurden ihm viele Spitäler geweiht.

Das Land Georgien ist nach ihm benannt, die Dardanellen wurden dereinst als Meerenge des heiligen Georg bezeichnet. Die Meerenge zwischen Irland und Wales, die die Irische See mit dem Atlantik verbindet, heißt St-George’s Channel, denselben Namen trägt die Meerenge zwischen den Inseln Neu Britain und New Ireland in Papua-Neuguinea. 2005 beschloss der Landtag des österreichischen Bundeslandes Tirol, Georg neben Joseph zum zweiten Landespatron zu erklären. In Barcelona, wo Georg seit 1546 Patron ist, ist sein Gedenktag zugleich der traditionelle Tag der Liebenden, die sich eine Rose schenken, und seit Anfang des 20. Jahrhunderts der Tag des Buches, weil es der Todestag des Nationaldichters Miguel de Cervantes (Don Quichote) ist; in der ganzen Stadt werden an diesem Tag überall Bücher verkauft; 1995 erklärte die UNO den Tag zum weltweiten Tag des Buches; es ist auch der Todestag von William Shakespeare.

Donatello: Marmorstatue, um 1416, in Orsanmichele in Florenz, heute im Museo Nazionale del Bargello in Florenz
Donatello: Marmorstatue, um 1416, in Orsanmichele in Florenz, heute im Museo Nazionale del Bargello in Florenz

Auf Arabisch heißt Georg Al Khader. Im Ort Al Khader bei Betlehem in Palästina ist er der Schutzheilige der palästinensischen Christen, das Drachentöter-Motiv findet sich praktisch über jedem Hauseingang in der Gegend und auch mit einem Standbild im Stadtzentrum von Bayt Jala, der Schwesterstadt gleich neben Betlehem. Al Khader wird auch von den Moslems verehrt, für die er als der Grüne für Fruchtbarkeit des Landes und der Früchte des Feldes sorgt.

Attribute:
Ritter mit Lanze, den Drachen durchbohrend

Patron des englischen Königreichs, des byzantinischen Reiches, von Georgien, Äthiopien, Griechenland, Serbien, Tirol, Aragonien und Katalonien, Genua, Barcelona und Freiburg im Breisgau; von 13 Ritterorden; der Soldaten, Bauern, Reiter, Bergleute, Sattler, Schmiede, Waffenschmiede und Büchsenmacher, Böttcher, Pfadfinder, Artisten, Wanderer, Gefangenen; der Spitäler und Siechenhäuser; der Pferde und des Viehs; gegen Kriegsgefahren, Schlangenbiss-Vergiftungen, Versuchungen, Fieber, Pest, Lepra, Syphilis; für gutes Wetter; Patron des Bistums Limburg und des Bistums Białystok, zweiter Patron des Domes in Bamberg.

Bauernregeln:

  • Ab Georgi dürfen die Felder nicht mehr betreten werden.
  • St. Georg kommt nach alten Sitten / auf dem Schimmel angeritten. –
    – er bringt noch einmal Schnee!
  • St. Andreas macht das Eis, St. Georg bricht das Eis.
  • Kommt St. Georg auf dem Schimmel, / kommt ein gutes Jahr vom Himmel!
  • Sind die Reben an Georgi noch blind, / so freut sich Mann und Kind.
  • Auf St. Georgs Güte / stehen alle Bäum in Blüte.
  • Zu Georg soll sich’s Korn so recken, / dass sich eine Krähe kann verstecken.
  • Gewitter am St.-Georgs-Tag / ein kühles Jahr bedeuten mag.
  • St. Georgi und St. Marks / dräuen oft viel Arg’s.
  • Regnet’s am Georgitag, / währt noch lang des Segens Plag.
  • Vor Georgi trocken, nach Georgi nass.
  • Wenn vor Georgi Regen fehlt, / wird man nachher damit gequält.

 

Quelle: www.heiligenlexikon.de

 

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