Zweimal im Jahre öffnet sich der Tillen auf kurze Zeit für die Menschen, und zwar am Palmsonntage und am Karfreitage, solange die Passion gelesen wird; wer den Augenblick trifft, kann sich von den dort aufgehäuften Schätzen soviel nehmen, dass er der reichste Mensch wird. Aber nur ein Sonntagskind, das überhaupt alle Geister sieht und die Sprache der Tiere versteht, kann den Eingang in den Berg finden.
Ein reicher Bauer, der sehr geizig war, nahm sich vor, am Tillen zu warten, bis der Berg sich öffne. Am Palmsonntage früh begab er sich dahin und, wie das Glück will, nach einigem Warten liegt plötzlich ein offenes Tor vor seinem Blicke. Er schritt hinein. Obgleich voll Erstaunen über die ungeheuren Schätze, die hier ausgebreitet lagen, vergaß er doch nicht, weshalb er hier sei, und steckte eifrig die Taschen voll. Als diese gefüllt waren, eilte er dem Eingang zu, und kaum atmete er wieder die würzige Waldesluft, schloss sich das Tor hinter ihm.
Der Bauer aber war mit den geholten Edelsteinen noch nicht zufrieden, und als das Osterfest wieder herannahte, stand er am Palmsonntage an jenem Platze, wo vor dem Jahre das Tor war. Richtig öffnete sich auch heuer wieder der Berg, und der Bauer sprang frohen Mutes unter die aufgehäuften Schätze hinein.
Seitdem aber hat man nichts mehr von ihm gehört. Wahrscheinlich hat er sich verspätet und den Ausgang nicht mehr gefunden.