Sühnekreuz

Sühnekreuz
Michael Rückl, Mediendesign & Medientechnik

Dort, wo früher die Scheune des Hardecker Schlosses gestanden hatte, ist an der Mauer des jetzigen Gebäudes rechts von der Toreinfahrt ein Granitkreuz bündig eingemauert, das auch Schwedenkreuz genannt wird. Darauf ist eine Art Richtungspfeil oder Keil eingemeißelt.

Dies soll eine alte eiserne Pflugschar darstellen. Richtiger definiert ist es wohl eine symmetrisch schneidende Arlschar. An der offenen Stelle wurde diese mit einer Tülle über die hölzerne runde Pflugsohle gesteckt. Ist es das Abbild der Mordwaffe, mit der ein wütiger Bauer zugeschlagen hat … ?

In diesem Zusammenhang haben sich zwei Erzählungen erhalten:

Ein Bauer schickte einst seinen Knecht mit einem defekten Pflugschar zum Dorfschmied. Dieser war am nördlichen Ortsrand von Hardeck ansässig. Der Knecht machte sich auf den Weg. Beim Schmied angekommen endete die Arbeit des Schmiedes in einem Saufgelage mit dem Knecht des Bauern. Da der Bauer auf den Pflugschar angewiesen war machte er sich auf, um zu sehen wo der Knecht bleibe. In Höhe des Schlosses Hardeck begegnete der Bauer seinen betrunkenen Knecht. Der Bauer war so erzürnt über das was sein Knecht getan hatte, das er ihn mit dem Pflugschar an Ort und stelle erschlug.

Die zweite Version fällt etwas kürzer aus:
An dieser Stelle soll ein Vater seinen Sohn mit einer Pflugschar erschlagen haben. Beweggrund sei gewesen, weil der Sohn wider Erwarten in der Dorfschmiede lange ausgeblieben sei.

Häufig beziehen sich Symbole auf Sühnekreuzen aber auf den Berufsstand des Opfers und weniger auf die Tatwaffe. Eben dieses kommt in der Oberpfalz am häufigsten vor. Das erklärt sich, dass fast jederman hier Landwirt war.

Möglicher Weise war das mittelalterliche Kreuz ursprünglich wie üblich am Straßenrand aufgestellt gewesen. Es könnte im Zug des Ausbaus der Ortsdurchgangsstraße in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entfernt und mit dem gemauerten Neubau des Gebäudes nach dem Abriss der alten Scheune dort eingebaut worden sein.

Dass der Hausname des heutigen Besitzers „Keil“ ist, mag ein Zufall sein.

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