Wolfsgrube

Michael Rückl, Mediendesign & Medientechnik

Wolfsgrube, Bärenlohe, Sauviertel, … in den Namen der Waldabteilungen stecken viele Informationen. Bildschlag, Heubrunn, Eichelgarten, … häufig kann man die Existenz alter Siedlungen, Nutzungen oder Ereignisse herauslesen. Kapellenhau, Ruhestatt, Grünhau,  … häufig kann man aus dem Stand die Bedeutungen der Begriffe erfassen und oft sogar direkt zu ordnen.

Kleine unscheinbare weiße Täfelchen, meist an Kreuzungen von Waldwegen kennzeichnen die Grenzen der verschiedenen Abschnitte in den sonst so grenzenlosen und unendlich erscheinenden Wäldern. Aber auch außerhalb des Waldes sind die Flurnamen Zeugen der Vergangenheit. Sie bezeichnen Äcker, Wiesen, Gewässer, Berge oder eben Wälder oder Waldabteilungen. In den Wiesen und Feldern kann man die Namen kaum geschrieben vorfinden, eher wieder in den Straßenbezeichnungen der Ortschaften wie Mühlgasse, Bergäcker oder Kapellenweg. Manchmal erhalten sich Bezeichnungen im Sprachgebrauch, so wie die Fuchsloh‘, die Betzlswies oder die Peunt.

Betrachtete man die Namen genauer kann man feststellen, dass sie sich in verschiedene Kategorien einordnen lassen. Beispielsweise sind Gelände, Gewasser, Bäume, Felder oder Tiere zuordenbar. Letzendlich sind selbst die Namen der Ortschaften auf  dieses System abbildbar. Lokal sind es besonders die -reuths und -grüns , die auf die Urbarmachung der Region hinweisen.

Kann man es nicht gleich erkennen, lohnt sich fast immer eine Blick in die geschichtliche Entwicklung der betreffenden Flur. Dann muss man sich nicht wundern, warum am Birkenberg kaum Birken zu finden sind oder warum Heidelberg nicht zwingend in Baden-Württemberg sein muss, ganz zu schweigen von den fast komplett fehlenden Heidelbeeren.

Die Erforschung der Flurnamen ist eng mit der der Siedlungsnamen verknüpft. Flurnamen werden häufig zu Siedlungsnamen. Umgekehrt finden sich in vielen Flurnamen Bestandteile, die Siedlungsnamen enthalten. Auch die Hausnamen und die Personennamen in den Gemarkungen stehen in einer Wechselbeziehung zu den Siedlungs- und Flurnamen.

Da die Namen unmittelbar durch die Bevölkerung geprägt wurden, sind sie einzigartige Zeugen für deren Sprache, Erfahrungswelt und Geisteshaltung. Flurnamen wurden ursprünglich nur mündlich – also in der Mundart – gebraucht. Aufzeichnungen, die Grenzen, Güter oder Abgaben betreffen und Flurnamen enthalten, entstanden seit dem Mittelalter. Die Mehrzahl der in amtlichen Unterlagen (Kataster, Grundbuch, Karten) enthaltenen Flurnamen wurde aber erst in der Neuzeit geprägt, die meisten  erstmals im 19. Jahrhundert, als das Land genau vermessen wurde, um eine gerechte Besteuerung zu schaffen, aufgezeichnet. Natürlich wurden Namen vielfach geändert, besonders wenn Besitz oder Nutzung wechselten, die der Namensgebung zugrunde lagen. Die Namentypen haben sich aber seit dem frühen Mittelalter nicht gewandelt.

Und so geht die Wintersonne im Bild seit langer Zeit hinter der Wolfsgrube am Heidelberg unter …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.