Pressenotiz aus dem Jahr 1977:
Die Ortsgruppe Waldsassen im Touristenverein „Die Naturfreunde“ feierte am Sonntag (Anm.: 12. Juni 1977) das 30jährige Bestehen der Feierabendhütte am Ringelfelsen.
Wie wir schon berichteten, war im Jahre 1947 mit dem Bau der ersten Ringelfelsenhütte begonnen worden. Diese pionierhafte Aufbauarbeit einiger Idealisten sollte an diesem Sonntag gedacht werden. Die Waldsassener Naturfreunde hatten dazu keine Mühe und Arbeit gescheut, um diesem Ereignis den entsprechenden Rahmen zu geben.
Da der Ringelfelsen unter den Natur- und Wanderfreunden unserer Heimat ein beliebtes Wanderziel ist, war es eigentlich nicht verwunderlich, daß am Sonntagfrüh viele Wanderer in Richtung Ringelfelsen zogen. Ihr Ziel war es, zum Beginn der für 10.00 Uhr angekündigten Waldlermesse rechtzeitig einzutreffen.
Die Wanderer sahen einen Ringelfelsen, wie sie ihn eigentlich nicht kannten. Am Fuß der steil aufragenden Felswand war ein schlichter Altar aufgebaut. Darüber war ein großes Birkenkreuz angebracht, das mit seiner leuchtenden weißen Rinde einen schönen Kontrast zum dunklen Fels bot. Das Kreuz wurde flankiert von den Fahnen des Freistaates Bayern und der Stadt Waldsassen. Vom Dach des Felsens hing die Fahne der Ortsgruppe, die in leuchtendem Grün die verschlungenen Hände – ein Symbol der Naturfreunde – zeigte.
Nach einer kurzen Erfrischung wurden die Wanderfreunde durch ein Hornsignal vom Gipfel des Felsens – vorzüglich dargebracht vom Bläserkorps des Hegerings Waldsassen – an den Beginn der Feierlichkeiten erinnert. Inzwischen hatten sich die Gesangsgruppe Eibl aus Tirschenreuth und die Plößberger Stubnmusik, beide Gruppen in der Oberpfälzer Tracht, neben dem Altar postiert.
Als der 1. Vorstand, Karl-Heinz Hoyer ans Mikrofon trat und den Priester Pater Bittl vom Salesianum Fockenfeld, sowie alle anderen Anwesenden begrüßte, herrschte unter der Wand des Ringelfelsens eine erwartungsvolle Stille. Man konnte den Eindruck gewinnen, daß alle Besucher auf das nun Folgende richtig gespannt seien.
Pater Bittl sprach in seinen einführenden Worten davon, daß der Anlass zu diesem Fest – die Erbauung der Hütte – vielen Menschen Freude und Erholung gebracht hätten und damit eine urchristliche Aufgabe erfüllt worden sei, nämlich für den Anderen da zu sein.
Nun erklangen die ersten Töne der Waldlermesse und in diesem Augenblick wirkte beinahe das Rauschen der Bäume störend. Und als die frischen, kräftigen Männerstimmen einsetzten, ergriff wohl nicht nur den Berichterstatter eine besondere Stimmung.
In seiner Predigt sprach Pater Bittl mit den Worten des hl. Franz von Assisi – einem großen Naturfreunde – daß es jederzeit möglich, ja notwendig sei, Gott in der Natur zu suchen und auch zu finden, weil alles was der Mensch in der Natur sehe, von Gott erschaffen worden sei. Diese Worte von Pater Bittl bestätigten sich während der Teilnahme an der hl. Kommunion, als zahlreiche Besucher unter den Wipfeln der Bäume zum Tisch des Herrn gingen und damit bewiesen, daß die Verbundenheit mit Gott und seiner Natur nicht nur eine Redensart ist.
Aus Gesprächen mit Festbesuchern war zu entnehmen, daß sie von der Gestaltung des Gottesdienstes tief beeindruckt waren. Sowohl die Worte von Pater Bittl als auch die volkstümlichen und heimatbezogenen Texte und Melodien sowie deren meisterhafte Darbietung durch die Sänger und Musikanten fanden immer wieder lobende Erwähnung.
Bevor die angekündigten Klettervorführungen am Felsen stattfanden, sollten die Männer der „ersten Stunde“, die 1947 in jugendlichem Alter mit Idealismus und Einsatzfreude an die Erstellung der Unterkunftshütte an dem beliebten Wanderziel gingen. Die Vorstandschaft hatte sich bemüht, die Namen und den derzeitigen Aufenthaltsort der damals Beteiligten ausfindig zu machen. Der Einladung sind dann nicht nur Naturfreunde aus der näheren Umgebung gefolgt, sondern auch „Ringelfelsenpioniere“ aus München und Ingolstadt. Vorstand Hoyer begrüßte diese Freunde herzlich und gab ihnen das Versprechen, ihr Werk weiterzuführen und zu ehren, auch wenn die von ihnen geschaffene Hütte nicht mehr bestehe. Gerade die Brandstiftung im Jahre 1968 habe die jüngere Generation dazu bewogen, die Hütte trotzdem wieder aufzubauen und sie weiterhin im Sinne der Naturfreundebewegung der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Hoyer betonte, daß unter den damaligen Verhältnissen bei der Erbauung der ersten Hütte wirkliche Pionierarbeit geleistet wurde. Zur Erinnerung und als Zeichen der Verbundenheit überreichte Vorstand Hoyer den Männern der ersten Stunde ein Bild der alten Ringelfelsenhütte.
Im Anschluss daran zeigten Mitglieder der Ortsgruppe unter der Leitung von Rolf Schofer aus München, dem Lehrwart für Bergsteigen, verschiedene Klettervorführungen. Die Festbesucher waren beeindruckt vom Abseilen eines „Verletzten“ über die überhängende Wand des Felsens. Faszinierend war es sicher für den Laien zu sehen, wie der „Verletzte“ und sein Betreuer, jeder an einem gesicherten Seil hängend, langsam zum sicheren Boden gelangten.
Die Kenner dachten wohl mit Grauen an eine solche Situation. Daß dies alles kein Kinderspiel sein kann, konnte der Beobachter aus den Abstiegsübungen und dem Klettern in der Wand, die im übrigen in verhältnismäßig geringer Höhe einen der höchsten alpinistische Schwierigkeitsgrade – überhängende Felswand – aufweist, feststellen. Für die meisten Festbesucher brachten die Vorführungen Erkenntnisse und Anblicke, die sie bisher nur aus Bergfilmen des Fernsehens kannten. So fanden die Darbietungen auch den entsprechenden Beifall der Zuschauer.
Neben Rolf Schofer gebührt hier auch der Dank dem Verantwortlichen der Ortsgruppe, Eduard Tausch, der sich sowohl als „Opfer“ beim Abseilen, als auch beim Steigen in der Wand auszeichnete.
Bevor nun die als gelungen zu bezeichnende Veranstaltung in einem gemütlichen Beisammensein ausklang, dankte Vorstand Hoher nochmals allen, die an der Verwirklichung des Festes mitgewirkt hatten. Neben Pater Bittl, der Plößberger Stubnmusik (Leitung Hans Grötsch), der Gesangsgruppe Eibl (Leitung Karl Eibl), dem Bläserkorps des Hegerings Waldsassen, dankte Hoyer allen Mitgliedern der Ortsgruppe, die in ihrer Gesamtheit zum Gelingen des Festes beitragen mußten, weil bei einer solchen Veranstaltung jede Hand gebraucht würde.
Ohne zu übertreiben, kann man wohl annehmen, daß die Besucher die Wanderung nach Hause in dem Bewußtsein antraten, etwas Besonderes erlebt zu haben.
Friedrich Scharnagl, 13.06.77
Geehrt wurden damals folgende „Pioniere“ für den Bau der ersten Ringelfelsenhütte:
Richard Bittner, Marktredwitz – Franz Hess, München – Rudolf Heinl, Schwandorf – Fritz Kollroß, Bayreuth – Heribert Schiffl, Waldsassen – Karl Starke, Ingolstadt – Anton Seiler, Waldsassen