
Der Ringelfelsen (Rinnlstein) liegt direkt an der Pfarreigrenze von Wernersreuth nach Ottengrün. Pfarreistrukturen werden genau so über das Land gelegt wie politische Strukturen und beziehen sich nicht etwa nur auf das Kernsiedlungsgebiet. Bevor aber Wernersreuth am 01. April 1719 zu einer eigenständigen Pfarrei wurde gehörte es zu Wondreb und wurde von dort aus verwaltet. Mit der Eigenständigkeit war man auch bestrebt den Kirchenbau im Jahr 1723 auf den mittelalterlichen Grundmauern zu erneuern, den man heute noch in der Kirche St. Andreas bewundern kann.
Der anteilig kleine Chor, der sich im Fuße des Turmes befindet und dadurch einen ungewohnt eingeschränkten Einblick zulässt, weist auf eine besondere Entwicklung hin. Die urkundliche Erstnennungen des Dorfes im Jahr 1140, als es durch eine Schenkung der Liebensteiner an das erst sieben Jahre zuvor gegründete Kloster Waldsassen ging, legt nahe, dass es zu diesem Zeitpunkt bereits eine gut funktionierende und bereits mehrere Jahrzehnte alte Dorfstelle war.
Üblicherweise wurden solche Dorfstellen von den Ministerialen, in diesem Falle von den Liebensteinern für Ihren Markgraf Diepold III., mit einer einfachen Turmhügelburg gesichert. Es handelte sich dabei um einen runden erhöhten Platz mit einem Durchmesser zwischen 20 und 30 Meter auf dem eine hölzerne Motte stand, ein Wohn- & Wachturm ähnlich dem, den man jetzt im Geschichtspark von Bärnau bewundern kann. Sehr häufig in der weiteren Entwicklung wurden der hölzerne durch einen steinernen Turm ersetzt. Dieser wiederrum konnte je nach Bedeutung des Platzes zu einer Burg werden, wie in Hardeck geschehen, oder er wurde zu religiösen Zwecken weiterverwendet.
Genau dies kann man in Wernersreuth voraussetzen. Das nachweislich mittelalterliche Mauerwerk im Fundament des Turmes beschreibt den Ursprung als steinerne Motte, in der vermutlich wegen der auch für damalige Verhältnisse weit entfernten Pfarrkirche in Wondreb unter dem Einfluss des Klosters eine Kapelle eingebaut wurde. Klosterbesitz wurde nicht mehr mit Turmhügelburgen gesichert und der Wehrcharakter wurde hinfällig, da man sich unter den weltlichen Schutz des Adels stellte. Hilfreich war aber ein Wehrkirchen ähnliches Bauwerk für den Notfall aber allemal. Im weiteren Verlauf mag man an die Kapelle für die Andacht einen wieder zunächst hölzernen Vorbau zur Aufnahme der Gläubigen für Gottesdienste angebaut haben.
Das Material für ersten Bauwerke für eine Dorfstelle mit Turmhügelburg lagen vor der Türe, Bäume für das Holz und Erde aus der Anpassung der Oberfläche. So kann man von fern und nah bei Wernersreuth immer noch die über Jahrhunderte kaum veränderte Rodungsinsel erkennen, die „Reuth des Ministerialbeauftragten Wern(h)er“ – Wernersreuth, und aus allen Richtungen auch deutlich den nicht hohen aber stämmigen Kirchturm.
Im Bereich von der Nikolauskirche in Högelstein bis nach Waldsassen hinein finden sich fast wie an einer Schnur aufgereiht nachweislich neun Turmhügelplätze, denen heute noch existierende bzw. wüst gefallene Dorfstellen zugeordnet werden können, wie Hohenstein, Neugrün, Heubrunn, Bärenreuth, Rosall, Wernersreuth, Pfaffenreuth, … . Mag es eine frühe Befestigungslinie einer frühen von Süd nach Nord ausbreitenden Besiedelungswelle vor der Erschließung des Nordgaus im 12. Jahrhundert gewesen sein oder eine frühe Phase der Nordgau-Erschließung selbst, es bleiben sichtbare um die 1000 Jahre alte Spuren aus der ständigen Urbarmachung dieses Landstriches.
Übrigens: Ein ähnliche bauliche Entwicklung kann man auch in der Münchenreuther Kirche St. Emmeran bei Waldsassen erkennen und auch die Entwicklung der Dorfstelle weist enge Parallelen zu Wernersreuth auf.