Das Zentrum Egerer Besitzes in Neualbenreuth lag mindestens seit dem Jahr 1392 jahrhundertelang in Ottengrün. Es war die „Machtzentrale“ der freien Reichstadt inmitten des Klosterbesitzes und der Dorn in den Augen der Waldsassener Äbte.
Schon immer gehörte Ernestgrün zum Gutsbesitz und die Rothmühle war der wirtschaftliche Mittelpunkt. Es lag logistisch günstig neben einer großen und ertragreichen Golderz-Lagerstätte und so entwickelte sich infolgedessen rundherum Hammer- und Pochwerke, Hochofen und Schmieden.
Von Ottengrün führte der Mühlensteig durch Ernestgrün und zur Rothmühle. Wie oft mag hier der prominenteste Gutsbesitzer, Johann Josef Thomas Werndl von Lehenstein, von seinem Wohnsitz zu seinen Betriebsstätten entlang gegangenen sein? Hat er hier den Neubau der Gutskapelle, der Kleinen Kappl beschlossen, die während der Pest zum Wallfahrtsort geworden war?
Der Mühlensteig ist über die Jahrhunderte zu einem tiefen und schützenswerten Hohlweg geworden. Er gibt in seiner Ausrichtung einen einzigartigen Blick zum Dyleň frei. Wenn man sich hinstellt und die Augen schließt kann man fast die Gutsbesitzer auf ihren Pferden vorbeireiten und die Mägde und Knechte mit den Ochsenkarren vorbeiziehen hören …
Erst nach der Werndl’schen Herrschaft wurde aus der einfachen Rothmühle zuerst das glanzvolle Ernstgrüner Hammerschloss und dieses später ein Teil des Schlosshotels.
Übrigens: Johann Christoph Weller, der machthungrige und skrupellose Besitzer zahlreicher Hammerwerke, Bergwerke und Hochöfen aus dem Sechsämterland, nach dem auch das Wellerthal, durch das der Fluß Eger fließt, benannt ist, suchte hier auf Egerer Grund und Boden Unterschlupf und kaufte den Gutsbesitz. Er war beim Bayreuther Markgrafen in Ungnade gefallen, weil er Steuern, Abgaben und Zölle hinterzogen hatte. Seine Tochter, Maria Sofia Weller Edle von Molsdorf auf Wellerthal bei Arzberg, hatte den den späteren Egerer Bürgermeister Johann Josef Thomas Werndl von Lehenstein geheiratet, der seinen Schwiegervater in Ottengrün und Ernestgrün beerbte.