Erhebungen

Michael Rückl, Mediendesign & Medientechnik

Von der erhöht gelegenen Wernersreuther Rodungsinsel hat man einen weiten Blick ins Land. Man sieht von dort alle Erhebungen des Fichtelgebirges und des Steinwaldes. Selbst nach Osten über das Egerer Becken lässt sich vom Waldstück „Panzer Hau“ ein weiter Blick bis tief ins Erzgebirge genießen.

Vermutlich war es genau diese besondere Lage mit dem höchsten Punkt auf 640 m, die dort eine Siedlung am Südhang attraktiv machten. Bereits 1140 wurde das Dorf Wernersreuth als Schenkung an das Kloster Waldsassen erwähnt. So kann man davon ausgehen, dass es schon eine ganze Zeit lang zuvor existiert hatte. Auch der überdurchschnittlich stark befestigte Turm der Kirche St. Andreas könnte darauf schließen lassen.

Man kann sich die Landschaft des ehemaligen Nordgaus fast übersät von Turmhügelburgen und Motten vorstellen. Sie entstanden ab 900 und wurden bis in das 13. Jahrhundert hinein angelegt. Im Abstand von teilweise nur wenigen Kilometern stellten sie leichte Befestigungsanlage von kleinen administralen Verwaltungssitzen mit Erdwall und auch Wassergraben dar. Meist waren es die Weiterentwicklung von unbefestigten Fronhöfen. Viele davon sind sogar noch im Gelände auszumachen, manche an immer noch repräsentativen Stellen, manche mittlerweile versteckt. Häufig wurden sie an gut sichtbaren Plätzen von Burgen und Schlössern oder Kirchen überbaut. In manchen Fällen blieben die Wirtschaftshöfe sogar nach dem Untergang der Befestigungsanlagen erhalten oder entwickelten sich zu Herrenhäusern weiter.

Der Blick von Wernersreuth erschließt viele alte Befestigungsanlagen ringsum. Sei es der nahe Rosaller Burgstall, der Kapellberg in Sachsen, die Befestigung der Notthafft auf dem Weissenstein (Bild), den Rudolphstein, Waldstein oder Epprechtstein. Man kann als Vorbild immer die Motte im Geschichtspark in Bärnau (Rekonstruktion um ca. 1000) zugrunde legen. Die meisten Motten wurden als Sitze des niederen Adels zugunsten von größeren und massiveren Burganlagen rasch wieder aufgegeben. Daher sind noch viele Erdwerke dieser frühen, kleinräumigen Befestigungsanlagen gut erhalten.

Die Diepoldinger und Rapotonen, auch als Markgrafen von Cham-Vohburg bekannt, waren zu dieser Zeit in der Region das prägende Herrschergeschlecht, das sowohl für das Kloster Reichenbach als auch das Stift Waldsassen verantwortlich zeichnete, bevor ab dem 12. Jahrhundert die Staufer ihren Einfluss ausbauten.

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