Manchmal ist es einfach das „Nichts“, das Wenige, das fasziniert oder das Überschaubare. Der Wald schränkt den Blick ein. Den Augen fehlt die Fernsicht. Auch die Gedanken können sich auf das direkt Umfeld reduzieren. Man kann sich auf sich selbst konzentrieren, kommt zur Ruhe und hört die Stille …
1823 war Johann Wolfgang von Goethe rund um Bad Neualbenreuth auf Erkundungsreise. 43 Jahre zuvor schrieb er im waldreichen Thüringen eine zweite aber die bekanntere Version von „Wandrers Nachtlied“:
Über allen Gipfeln
Ist Ruh‘,
In allen Wipfeln
Spürest Du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur! Balde
Ruhest du auch.
Häufig wird es im unserem Sprachgebrauch als vor dem Tod mahnendes Abendlied interpretiert, aber es gilt auch als Naturgedicht und bezieht sich auf die Stellung des Menschen im Kosmos. Eine neuzeitliche englische Übersetzung von John Whaley (1927 – 2005) trifft diesen Kern der Sache verständlicher:
Over all of the hills
Peace comes knew,
The woodland stills
All trough;
The birds make no sound on the bough.
Wait a while,
Soon now
Peace comes to you.
Am Ringelfelsen (Rinnlstein) ist Ruhe und Friede, auch unter allen Wipfeln …